2. Rundgang - STLH Architekten Thauer Höffgen Hamburg
in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekt: Brenn Freiraumplanung + Landschaftsarchitektur, Hamburg
Erläuterungsbericht
Entwurfskonzept
Die Herausforderung der Aufgabenstellung besteht darin, 3 sehr verschiedene Gebäude durch Ergänzung(en) zu einem Ensemble zusammenzufassen.
Das Konzept sieht vor, die geforderten Ergänzungen und den Neubau so zu gestalten, dass sie eine durchgehende Architektursprache sprechen, die Bestandsgebäude angemessen ergänzen, aber die jeweils eigene Identität der Bestandsgebäude nicht infrage stellen.
Erweiterung Rathaus
Die Rathauserweiterung schafft Raum für die geforderten zusätzlichen Nutzungen, steht in der ersten Reihe der Ostseeallee, dient dabei aber auch als „Vorbote“ der neuen Baukörper und neuen Nutzungen weiter im Inneren des Grundstücks und verleiht auch diesen damit eine Adresse. Der Baukörper ist ausreichend schmal dimensioniert, um die Distanz zum Haus Laetitia zu wahren. Die Nutzung als neuer Haupteingang wird unterstrichen durch die zur Ostseeallee vor den Bestandsgebäuden stehende Eingangsfassade.
Die vertikale Erschließung ist transparent über alle Geschosse ablesbar. Die öffentliche Funktion des Rathauses wird dadurch gestärkt.
Die gefordertem Sanitärbereiche sind im geschlossenen hinteren Bereich der Erweiterung untergebracht.
Zum Bestand entsteht eine Fuge, die Anbindung erfolgt über die Verlängerung des zentralen Flurs, es entfällt pro Geschoss lediglich ein Nebenraum. Der bestehende Dachrand des Rathauses bleibt so zu allen Seiten erhalten.
Neubau Verwaltung
Der zweigeschossige Baukörper des Verwaltungsneubaus ist hinter dem Haus Laetitia positioniert. Die historische Parzellierung wird damit gewahrt. Über die gesamte Länge der Nordfassade erstreckt sich ein Laubengang, der als Eingangsgeste dient und den Verbindungsweg zwischen allen Neubauten definiert.
Alle Nutzungen sind um einen zentralen Kern gruppiert. Im Erdgeschoss befinden sich der große Sitzungssaal und die Räume der Abteilung „Hauptamt“. Das gesamte Obergeschoss wird vom Bauamt genutzt. Nebenräume sind im zentralen Kern angeordnet, der umlaufende Flur schafft nach Norden und Süden Wartebereiche und informelle Meetingpunkte.
Erweiterung Haus Rolle
Der dreigeschossige Baukörper der Erweiterung von Haus Rolle schließt südlich an den Bestand an, auch hier wird damit die historische Parzellierung eingehalten. Der Erdgeschoss Sockel ist jedoch zum Neubau Verwaltung hin breiter, hier befindet sich an der Gebäudeecke auch der Eingang. Dieser ist damit trotz Positionierung in zweiter Reihe von der Ostseeallee aus erkenn- und auffindbar. Zwischen Haus Rolle, dessen Erweiterung, dem Neubau der Verwaltung und dem Haus Laetitia entsteht damit ein kleiner Platz, dieser definiert das Zentrum des neuen Campus.
Im Erdgeschoss ist der neue Ratssaal vorgesehen, darüber in den beiden Obergeschossen die Stadtbibliothek mit kleinem Kino und den geforderten Nebenräumen. Diese ist zusätzlich zur Erschließung über Treppenhaus und Aufzug über die großzügige Freitreppe direkt vom Außenraum über eine Terrasse erreichbar.
Das Haus Rolle wird über einen Gang im Untergeschoss, Erdgeschoss und Obergeschoss angebunden. Ein barrierefreier Zugang wird so gewährleistet. Auch hier wird ausreichend Abstand zwischen Neubau und Bestand gehalten. Der bestehende Anbau von Haus Rolle muss dafür abgerissen werden.
Der Neubau nimmt im Norden und Süden die Baufluchten der Verwaltung auf, was die Zusammengehörigkeit der Neubauten unterstreicht.
Untergeschoss
Die Tiefgarage erstreckt sich unter beiden rückwärtigen Neubauten und wird über die Zufahrt am Ostrand des Grundstücks erreicht. Das Untergeschoss nimmt außerdem die nötigen Technik- und Lagerflächen auf. Über einen unterirdischen Gang ist auch die Rathauserweiterung angeschlossen.
Konstruktion, Materialien und Fassade
Die oberirdischen Geschosse der Gebäude sind in Holzbauweise geplant. Dies erlaubt ein hohes Maß an Vorfertigung und schnelle Bauzeit vor Ort. Das Untergeschoss und die Treppenkerne sind in Massivbauweise geplant. Die Decken ab Decke über Erdgeschoss sind als Brettstapeldecke vorgesehen.
Die Außenwände sind als Massivholzwände mit vorgehängter Dämmung geplant, diese sind mit Holzverschalungen verkleidet. Anzahl und Größe der Fensteröffnungen unterscheiden sich je nach Nutzung.
Die Schalung variiert je nach Gebäude und verleiht jedem eine eigene Identität. Die weiße Lasierung der Holzverschalung nimmt dabei die traditionelle Seebad-Architektur auf und interpretiert diese neu. Gleichzeitig wird der hohe Anspruch an Ökologie und Nachhaltigkeit sichtbar nach außen getragen.
Freiräumliches Konzept
Die Freiräume stellen sich als Abfolge von Räumen in verschiedener Größe, Nutzung und Privatheit dar. Die Sichtachsen bis zum Wald werden erhalten und durch Baumreihen zusätzlich gestärkt.
Ein Geflecht aus Wegen verbindet alle Gebäude auf dem Campus miteinander. Kleine Sitzinseln um einzelne Bäume oder Sitzbänke sind auf dem gesamten Areal verteilt, um den Charakter eines öffentlichen Parks zu unterstützen.
Die oberirdischen Stellplätze sind möglichst weit von der Ostseeallee im Süden des Grundstücks angeordnet.
Sanierung Haus Rolle
Die Fenster in Haus Rolle werden denkmalgerecht ausgetauscht. Das Dach wird neu gedämmt, dabei kann die ursprüngliche rote Dachdeckung wieder hergestellt werden. Erdberührende Wände werden außen gedämmt und neu abgedichtet. Eine Horizontalsperre wird eingebracht.
Energiekonzept, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz
Alle Gebäude werden über eine neue Wärmepumpe beheizt, die über eine PV-Anlage auf den Dächern der Neubauten unterstützt wird. Batteriespeicher dienen als Puffer für die PV-Anlage. So entsteht ein Nahwärmenetz.
Alle Räume werden wenn möglich natürlich be- und entlüftet. Sitzungssaal und Ratssaal sowie Innenliegende Nebenräume werden künstlich be- und entlüftet.
Im südlichen Bereich des Grundstücks werden unterirdische Regenwassertanks angeordnet, um die Freiflächen bewässern zu können. Die begrünten Dächer dienen dabei als Retentionsflächen. Durch die vorgesehene Holzbauweise wird das Gebäude zum CO2-Speicher, die benötigten Stahlbetonelemente werden in Recyclingbeton hergestellt. Es wird außerdem ein hoher Dämmstandard erreicht, der die benötigte Energie zum Betrieb des Gebäudes weiter reduziert.